Anschlussfinanzierung: Der frühe Vogel fängt den Wurm

Was genau ist eine Anschlussfinanzierung?

Eine Anschlussfinanzierung, auch als Prolongation oder Folgefinanzierung bekannt, ist ein Finanzierungsinstrument, das in der Immobilienwelt häufig Verwendung findet. Sie tritt in Kraft, wenn die Zinsbindungsdauer einer bestehenden Baufinanzierung ausläuft, aber die eigentliche Darlehensschuld noch nicht vollständig beglichen ist. In diesem Fall benötigt der Kreditnehmer eine neue Finanzierung, um die verbleibende Restschuld weiterhin abzahlen zu können.

Die Zinsbindungsdauer bei einer Baufinanzierung legt fest, für welchen Zeitraum die vereinbarten Zinsen konstant bleiben, unabhängig von möglichen Marktschwankungen. Typischerweise beträgt die Zinsbindungsdauer in Deutschland zwischen 5 und 15 Jahren, kann aber auch länger sein. Am Ende dieser Periode tritt das Darlehen in die sogenannte Bereitstellungszinsphase über, in der der Kreditnehmer oft höhere Zinsen zahlen muss, wenn er die Finanzierung nicht umschuldet.

Die Konditionen für eine Anschlussfinanzierung hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die aktuelle Zinssituation am Markt, die Bonität des Kreditnehmers und die Restschuld des ursprünglichen Darlehens. Es gibt verschiedene Varianten der Anschlussfinanzierung, darunter das Annuitätendarlehen, das Tilgungsdarlehen oder das endfällige Darlehen. Die Wahl des geeigneten Finanzierungsmodells hängt von den individuellen finanziellen Bedürfnissen und Zielen des Kreditnehmers ab.

Insgesamt ermöglicht die Anschlussfinanzierung Hausbesitzern, die bereits eine Baufinanzierung laufen haben, ihren Immobilientraum weiterhin zu realisieren, indem sie die Restschuld in günstigen Konditionen weiter abbezahlen können. Ein frühzeitiges Informieren über die Möglichkeiten und eine gründliche Recherche der verschiedenen Angebote sind dabei von großer Bedeutung, um eine finanziell vorteilhafte Entscheidung zu treffen.

Wann sollten Sie mit der Planung der Anschlussfinanzierung beginnen?

Die rechtzeitige Planung einer Anschlussfinanzierung ist von entscheidender Bedeutung, um finanzielle Unsicherheiten zu vermeiden und die bestmöglichen Konditionen für die neue Finanzierung zu erhalten. Idealerweise sollte man sich mindestens fünf Jahre vor Ablauf der Zinsbindung der ursprünglichen Baufinanzierung intensiv mit diesem Thema beschäftigen.

Die frühe Planung bietet mehrere Vorteile. Zunächst einmal ermöglicht sie genügend Zeit, um den Markt zu beobachten und die Zinsentwicklung zu verfolgen. Die Zinssätze können sich über die Jahre hinweg stark verändern, und es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss der Anschlussfinanzierung zu wählen, um von günstigen Zinsen zu profitieren.

Des Weiteren verschafft eine frühzeitige Planung ausreichend Raum für die Durchführung eines umfassenden Angebotsvergleichs. Indem Sie verschiedene Finanzierungsoptionen von verschiedenen Banken oder Kreditinstituten vergleichen, können Sie die besten Konditionen finden, die Ihren finanziellen Bedürfnissen und Zielen am besten entsprechen.

Eine gut geplante Anschlussfinanzierung bietet auch Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen. Sie verhindert, dass Sie sich in einer finanziell prekären Situation befinden, falls die Bereitstellungszinsen nach Ablauf der Zinsbindung der ersten Finanzierung in die Höhe schießen. Damit können Sie Ihren gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten und müssen sich keine Sorgen um plötzliche finanzielle Engpässe machen.

Kann ich die Anschlussfinanzierung nicht einfach wieder über meine Bank abwickeln lassen?

Die Option, die Anschlussfinanzierung über die Bank abzuwickeln, die auch die ursprüngliche Baufinanzierung bereitgestellt hat, ist zweifellos eine Möglichkeit. In der Regel senden die meisten Banken ihren Kunden etwa drei Monate vor Ablauf der Zinsbindung ein Angebot für eine Anschlussfinanzierung zu. Auf den ersten Blick mag dies bequem erscheinen, da es wenig Aufwand erfordert und bereits eine bestehende Beziehung zu dieser Bank besteht.

Dennoch sind einige wichtige Aspekte zu bedenken. Wenn Sie sich nur auf das Angebot Ihrer aktuellen Bank beschränken, könnten Sie unter Zeitdruck geraten. Dies könnte dazu führen, dass Sie möglicherweise nicht ausreichend Zeit haben, um Alternativen zu prüfen und nach besseren Konditionen zu suchen. Die Wahl des optimalen Zeitpunkts für den Abschluss der Anschlussfinanzierung kann erheblichen Einfluss auf die monatlichen Raten haben, die Sie schließlich bezahlen werden.

Die Einholung von Angeboten von verschiedenen Banken und Kreditinstituten kann Ihnen einen umfassenderen Überblick über die vorhandenen Optionen verschaffen und Ihnen ermöglichen, die Finanzierung auszuwählen, die am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. In dieser Phase kann die Beratung eines Experten äußerst hilfreich sein, da diese Fachleute Ihnen bei der Interpretation der Marktsituation helfen können. Sie können Sie darüber informieren, welche Optionen in Anbetracht Ihrer individuellen Situation am vernünftigsten sind.

* Die S & C Vermögensmanagement GmbH verfügt über keine eigene Lizenz im Bereich der Immobiliendarlehensvermittlung. Alle Baufinanzierung werden von unserem Partner, Baufinanz Samuelsen, abwickelt.

Malte Christesen

Geschäftsführer

Finanzanlagenfachmann (IHK)
Versicherungsmakler (IHK)
Fachmann für Honorarberatung (DMA)

  • Ulzburger Straße 289
    22850 Norderstedt

Häufig gestellte Fragen (FAQ):

Bis eine Immobilie vollständig abbezahlt und schuldenfrei ist, vergehen oft 20 bis 30 Jahre. In fast allen Fällen vereinbaren Kreditschuldner und der Kreditgeber – also die Bank – jedoch, dass der Zinssatz nur für eine bestimmte Zeit festgeschrieben ist. Die sogenannte Zinsbindungsfrist kann je nach Vertragsgestaltung beispielsweise 10 oder 15 Jahre betragen. Unter bestimmten vertraglichen Voraussetzungen können während dieser Zeit vom Schuldner Sondertilgungen getätigt werden. Eine Kündigung der Finanzierung ist in der Regel nur in Sonderfällen und bei Bezahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung möglich. Ein solcher Sonderfall kann beispielsweise der Verkauf der Immobilie sein.

Sofern nach Ablauf der festen Zinsbindungsfrist noch Restschulden auf der Immobilie vorhanden sind, benötigen Sie eine Anschlussfinanzierung. Der Zinssatz ist hierbei unabhängig von der ursprünglichen Baufinanzierung, weshalb es sinnvoll ist sich zeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Angebote von mehreren Banken einzuholen.

Ja, eine Anschlussfinanzierung ist auch nach einer Scheidung möglich. Die Trennung vom Ehepartner kann jedoch Auswirkungen auf die Finanzierung haben, da sich die finanzielle Situation verändert. Es ist wichtig, die veränderten Umstände mit der Bank zu besprechen und mögliche Optionen zu klären.

Für fast jeden Immobilienbesitzer, der sein Objekt mit Fremdkapital einer Bank finanziert hat, ist irgendwann der Zeitpunkt gekommen an dem die Sollzinsbindung endet. Einige Monate vor Ablauf erhält der Darlehensnehmer meist Post mit einem Angebot seiner Bank, welche den ursprünglichen Kredit bewilligt hat. Schnell ist das Dokument signiert, an die Bank zurückgeschickt und man muss sich um nichts mehr kümmern. Somit sind alle Sorgen vom Tisch und man muss sich um nichts mehr kümmern. Dass dies nicht der beste Weg um das Maximum aus einer Anschlussfinanzierung rauszuholen, ist den meisten Kunden bereits klar.

Bei Banken ist es meist wie mit anderen Unternehmen: Neukunden müssen erst einmalig attraktiven Konditionen gewonnen werden. Sie erhalten in der Regel bessere Bedingungen als Bestandskunden. Zwar ist es für Sie bequem das vorliegende Angebot der Bank zu unterzeichnen, doch lohnt es sich bei einer Anschlussfinanzierung Marktkonditionen unabhängig vergleichen zu lassen – schließlich geht es wahrscheinlich um mehrere hunderttausend Euro Darlehenssumme.

Dazu kommt, dass Sie wahrscheinlich die meisten Unterlagen aus der ursprünglichen Baufinanzierung bereits vorliegen haben und Sie bereits einen kompletten Finanzierungs-Prozess erfolgreich abwickeln konnten.

Eine Anschlussfinanzierung bei einer negativen Schufa kann schwierig sein, da die Bonität eine wichtige Rolle bei der Kreditvergabe spielt. Banken prüfen in der Regel die Kreditwürdigkeit, um das Risiko einzuschätzen. Es kann jedoch einige spezialisierte Kreditgeber oder alternative Finanzierungsmöglichkeiten geben.

Wenn Ihre Anschlussfinanzierung abgelehnt wurde, können Sie folgende Schritte unternehmen: Kontaktieren Sie die Bank für Gründe und Alternativen, überprüfen Sie Ihre Kreditwürdigkeit, suchen Sie nach spezialisierten Kreditgebern, verbessern Sie Ihre Bonität, konsultieren Sie einen Finanzberater, überdenken Sie Strategien wie den Immobilienverkauf und bewahren Sie Geduld, da die Lösungsfindung Zeit in Anspruch nehmen kann.